Dokumentation
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Etwa zeitgleich in den Jahren ab 1840 wurde mit der Produktion und Verarbeitung von Eisen und der Fabrikation von Ketten in Allagen und Sichtigvor begonnen. So wird 1841 ein Theodor Thiele, genannt Hucht, erwähnt, der auf dem Gelände des heutigen Lietwerkes eine „Drahtrolle“ erbaute. 1845 wurde an der Möhnestraße ein „Blankschmiedehammer“ von F. E. Linnhoff aus Drüggelte mit einem Wasserrad errichtet. Vermutlich wurde hier auch eine Eisenschneidemühle mit der Wasserkraft angetrieben.
Die erste größere Ansiedlung einer Eisen- und Kettenfabrikation wurde jedoch durch Victor Röper aus Anröchte eingeleitet. Er kaufte zuerst die Grundstücke des heutigen Dasselparks und schon ab 1844 begann er mit der Produktion von Eisen und Ketten. Victor Röper wurde zum ersten größeren Arbeitgeber in Allagen, da neben der Errichtung der Fabrikationsanlagen auch ein ca. 800 m langer Obergraben von der Grenze zu Sichtigvor bis zu seinem Werk mit Hacken und Schaufeln gegraben werden musste. In den Folgejahren erwarb er auch die Grundstücke des nach der Flurbezeichnung genannten „Lietwerkes“ und nutzte hier die größere Wasserkraft, um ein Zweigwerk zu errichten. Auch am Lietwerk wurden eine Schlacht (Fluss-Abzweig) und ein Ober- und Untergraben gebaut. 1852 wurde hier ein Hammer- und Puddlingwerk in Betrieb genommen, das 1854 um ein Eisenwalzwerk erweitert wurde.

Durch die Vergrößerung des Obergrabens konnte die Wasserkraft erhöht werden. Die Wasserräder wurden durch eine leistungsstarke Turbine ersetzt.

Das Lietwerk 1857:
2 Walzstraßen
4 Puddlingsöfen
2 Schweißöfen
1 Kugel- und
1 Flammofen.

Das gewalzte Eisen wurde in der eigenen Kettenfabrik verarbeitet. Vermutlich waren die schwierigen Transportverhältnisse der Grund (die fertigen Ketten wurden mit speziell verstärkten Wagen zu den nächsten Bahnhöfen transportiert), warum das Unternehmen scheiterte und 1860 in Konkurs ging. Es ist naheliegend, dass die Arbeiter in den genannten Werken und auch denen in den Nachbarorten Sichtigvor und Niederbergheim das Handwerk des Kettenschmiedens erlernten und nach dem Scheitern der Röperschen Werke ihre Kenntnisse in sog. „Heim- oder Hausschmieden“ weiter umsetzten. Diese kleinen „Schmitten“ wurden neben der landwirtschaftlichen Tätigkeit als zusätzliche Erwerbsquelle betrieben. So werden in Allagen in einer Aufstellung (nicht vollständig) 34 kleine Nebenerwerbsschmieden benannt, die bis Mitte des 20. Jhd. Ketten herstellten.

Eisenverarbeitung in Allagen

Ferner gab es schon seit etwa 1860 noch den kleineren Kettenschmiedebetrieb „Thiele“ an der heutigen Dorfstraße, der 1920 erheblich erweitert wurde. In diesem Betrieb wurden bis in die 1970er Jahre noch Ketten gefertigt.